Das Konzentrationslager Buchenwald gilt in der öffentlichen Wahrnehmung als reines Männerlager. Doch diese Sichtweise blendet ein wichtiges Kapitel der Geschichte aus: Ab Sommer 1944 wurden dem KZ Buchenwald Außenkommandos des Frauen-KZ Ravensbrück zugeordnet, nachdem dieses völlig überfüllt war.
Auf diese häufig übersehenen Schicksale machte die Historikerin Dr. Irmgard Seidel im Rahmen einer Informationsveranstaltung der Omas gegen Rechts Erfurt e.V., der Rosa Luxemburg-Stiftung Thüringen e.V. und des DGB-Bildungswerks Thüringen e.V. aufmerksam. Ihre Forschung zeigt auf, dass insgesamt nahezu 28.000 Frauen in 27 Außenkommandos des KZ Buchenwald Sklavenarbeit, zumeist in der Rüstungsindustrie, leisten mussten.
Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gedenkstätte Buchenwald hat sie durch intensive Forschungsarbeit und Gespräche mit überlebenden Frauen diese lange vergessenen Schicksale ans Licht gebracht. Die Außenlager existierten in halb Deutschland – in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen und im Rheinland. Noch im Februar 1945 wurden weitere Außenkommandos errichtet. Wenige Wochen später begannen die Nationalsozialisten mit der Auflösung der Lager. Die meisten Frauen wurden auf Todesmärsche geschickt, manche nach Ravensbrück oder Bergen-Belsen deportiert.
Die Forschungsarbeit von Dr. Seidel basiert auf SS-Statistiken, Häftlingsdokumenten und persönlichen Interviews mit Überlebenden. Im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Forschungsarbeit hatten sich teilweise enge freundschaftliche Beziehungen zu den Frauen entwickelt. Ihre Dokumentation „Die Frauen des KZ Buchenwald“ erschien nach 10-jähriger Forschung zunächst 2001 als Ausstellung unter dem Titel „Vergessene Frauen von Buchenwald“. Die Broschüre dokumentiert die historischen Hintergründe sowie individuelle Schicksale der weiblichen Häftlinge.
